DIE GROSSE GESCHICHTE DES WIENER MATZLEINSDORFERPLATZES

Die Abschlussarbeit ist Resultat einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Wiener Matzleinsdorferplatz. Sie ist aber auch ein Beleg davon, wie ich Kunst machen wollte, wie ich mein Interesse an Geschichte und mein Interesse an einer kritischen Kunstpraxis verknüpfen mag. Während des Studiums habe ich Referate über den Matzleinsdorferplatz gehalten, ich habe über Geschichtswerkstätten und über das Konzept der Geschichtsbaustelle gesprochen und Texte geschrieben. Immer wieder haben lange Phasen der Lohnarbeit, der Arbeit im Kindermuseum, mein Studium unterbrochen, was ein kritisches Nachdenken über leidige/freudige Arbeit im zeitgenössischen Kapitalismus nur noch mehr angefeuert hat. Es war ein großes Glück und irgendwie auch Privileg, dass ich kaum von einem irritierenden Kunstverständnis gedrängelt wurde, ein herrkömmliches Verständnis, welches suggeriert, es sei im Sinne einer anstrebenswerten "Karriere" notwendig, andauernd "schöne" Kuntwerke zu produzieren und zusammenhanglos "Ideen" abzuliefern, sich zu präsentieren oder auszustellen. Nur so konnte ich diese verwirrende Konzeptualisierung, diese Verknüpfung von Geschichtstheorie und Kunst, von Verkehr und Baustelle, von Schmutz & Sauberkeit und vielen weiteren vordergründig unverbindlichen Einzelteilen und Bausteinen, realisieren und zu einem Punkt kommen, an dem punktuell - in Installationen, Aktionen, Filmen, Diskussionen oder Ausstellungen diese Teile in sinnhafte (materielle) Zusammenhänge rücken konnten.

Immer weniger Leute haben die Möglichkeit auf so eine experimentelle, nicht auf unmitellbare Verwertbarkeit ausgerichtete Ausbildung oder (kulturelle) Arbeit. Allerdings liegt das vermeintlich Unmögliche womöglich gar nicht so fern: das Zucken im Gesicht, die Entzündung im Darm und andere Zeitkrankheitsbilder - ist das die Simulation eines Aufbegehrens?

Ein Jahr lang recherchierte ich Karten, Bilder, Dokumente, Fotos, Lieder zu Geschichte und Gestalt des Matzleinsdorferplatzes. Ich verfaßte ein Buch, das mir als Art Notizbuch dient - und Grundlage für die Erstellung der Installation war.


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Konzeptkunst | Prof.Marina Grzinic; Juni 2011

Material/Technix: Baumaterialien, Karton, Kopien, Fotografie, Super 8, Film, Siebdruck, Bälle, Beton, etc.

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