kunstplatz:matzleinsdorferplatz

Im Spätherbst 2005 mache ich mit Freunden und Freundinnen des Café Temelín "Aktionstage" auf einer Verkehrsinsel am Matzleinsdorferplatz. Der Titel verweist auf den sog. "Kunstplatz Karlsplatz" eine kulturpolitische Initiative zu Beginn des neuen Jahrtausends, mit der die dort ansäßigen großen Kunsthäuser bzw. Museen auf die Gestalt und Nutzung des Karlsplatzes Einfluß nehmen wollten - diese Initiative sahen wir als einen Teil von der ordnungspolitischen Umgestaltung des Platzes, in dessen Verlauf mittels Architektur, mittels Kunst, mit einem sog. Schutzzonen-Gesetz, mit einer neuen Polizeiwache oder einer selektiven Anwendung der Straßenverkehrsordnung gewisse Personen oder Konsumenten/Konsumentinnen vom Platz vertrieben werden sollten.
Dies alles geschah zudem in einer Zeit in der die Blau-Schwarze Regierung einerseits unter den Schlagworten von Sauberkeit und Ordnung neoliberale Konzepte der Entsicherung (und Bereicherung) auf Schiene brachte und andererseits einen autoritären nationalen Schulterschluß predigte, welcher wiederum mit verschärften Fremdenrechtsgesetzen, der Etablierung von Alltagsrassismen (im öffentlichen Raum) oder mit antifeministischer Rhetorik einher ging.

Diese Gemengelage wollten wir ganz gezielt nicht am überdeterminierten Karlsplatz, sondern am Matzleinsdorfer Platz zum Thema machen, ein Platz, der uns/mich damals schon ob seiner spröden Eleganz zu begeistern wußte. Drei Tage lang organsierten wir Programm: Filme, Diskussionen und Referate im Gastgarten des Café Pendl, Aktionen, wie dem "sinnlosen springen" (auf Trampolinen) oder der "Bequemisierung" (mit improvisierten Sitz- und Liegemöbeln - gruppenarbeit von 'argh'), einer Baustelle aus Sperrmüll, einer kleinen Ausstellung zur Protestgeschichte am Matzleinsdorferplatz oder Putzaktionen im Verkehrsbauwerk, etc.

[kunstplatz:matzleinsdorferplatz fand im rahmen des kunstwettbewerbs "utopie:freiheit"statt. ]